FÜR eine nachhaltige Stadtentwicklung

Wir lehnen die Verdrängung sozial schwacher Bevölkerungsgruppen durch eine Politik der Wohneigentumsförderung ab und solidarisieren uns mit den von Verdrängung und Entmietung betroffenen oder bedrohten Wohn- und Hausprojekten.

Wir fordern mehr Sicherheit für selbstorganisierte und nahezu ausschließlich durch Eigenkapital finanzierte Freiräume, gesellschaftliche Experimentierfelder und alternative Kulturflächen. Das bedeutet mehr Engagement der Stadtverwaltung für lokale Strukturen und weniger Unterstützung für Spekulanten.

Berlin verändert sich. Das ist normal. Nicht jeder mag das, aber es ist der Lauf der Dinge. Wir bauen auf jahrhundertealten Mauern auf; die Stadt wächst nicht nur in die Breite, sondern auch in die Höhe. Inmitten der Stadt haben wir ein Postkartenmotiv geschaffen, das Berlin als Metropole präsentiert. Die Großstadt mit ihren drei beeindruckenden Hochhäusern. Doch das ist nicht das wahre Berlin, und wir glauben, die meisten wollen es auch nicht so. Berlin ist für viele eine Ansammlung kleiner Enklaven, ihre Kieze. Sei es die Leute aus dem Westteil, die teilweise immer noch nicht glauben können, dass die Mauer weg ist, oder die Marzahner, die denken, auf dem Kudamm würde der Bär steppen. Natürlich ist das überzeichnet und pauschalisierend. Die Stadt besteht aus Schwingungen, die zwar nicht immer greifbar, aber dennoch lokale Lebensgefühle vermitteln. Das kleine Schwabenländle rund um den Helmholtzplatz, der Migranten-Kiez Neukölln, das neue Prenzlberg in Friedrichshain und die, äääh, tote Mitte. Dabei wird oft übersehen, dass Mitte der Geburtsort eines der wichtigsten Wirtschaftszweige dieser Stadt war: die vielen Start-ups. Stattdessen geht es oft nur darum, welche Clubs geschlossen wurden.

An allen Ecken gibt es Widerstand. Gegen Veränderung, insbesondere gegen Gentrifizierung. Die Politik übersieht gerne, dass diese Bemühungen nicht nur nostalgischen Fantasien entspringen, sondern auch einen Status quo bewahren wollen, der es mehr als verdient hat, gerettet zu werden. Andernfalls wird diese Stadt austauschbar. Niemand kann das wollen. Berlin ist eine wachsende Stadt. Bis 2030 erwarten wir rund 250.000 zusätzliche Einwohner – das entspricht der Größe eines neuen Berliner Bezirks. Mit dem Bevölkerungswachstum kommen möglicherweise eine höhere Wirtschaftskraft und mehr Wohlstand, aber was passiert mit den Menschen, die davon nicht profitieren? Werden sie einfach nach Brandenburg ausgelagert? Soll die Innenstadt zu einer „gated community“ werden, in der das Einkommen den Zugang bestimmt?

Die bisherige Grundstückspolitik Berlins kann nur als verantwortungslos bezeichnet werden – gegenüber der eigenen Bevölkerung, der Stadtentwicklung und den Finanzen. Dies wurde teilweise gestoppt, aber oft entscheidet beim Verkauf stadteigener Grundstücke noch das höchste Gebot. Die Portfolios von Immobilieninvestoren und Großfirmen sind begrenzt: Büroflächen und Luxuswohnungen stehen auf der Agenda, alles andere bringt kein Geld. Das ist verständlich, aber es darf nicht das letzte Wort sein. Der öffentliche Sektor darf nicht wie ein privater Grundstückshändler agieren. Für Kollektive aus dem Theater- oder Musikbereich bleibt oft nur die Zwischennutzung. Doch gerade diese Kollektive haben Berlin wichtige Impulse für die Stadtentwicklung und zum Image der Stadt gegeben. Es ist an der Zeit, ernsthaft umzudenken.

Wenn Ihr Euch einbringen wollt: www.berlin21.net

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