Wagenkollektiv: Sublime
Wer seid ihr, und wie würdet ihr euch jemandem beschreiben, der noch nie von euch gehört hat?
Sublime ist ein Berliner Kollektiv, das seit 2021 Teil der freien Raveszene ist und seit 2022 auch in der offiziellen Clubkultur mitmischt. Die Veranstaltungen finden meist abseits vom Mainstream statt – ohne Kommerz, ohne Agentur-Buchungen, dafür umso mehr Herz.
Wie hat sich euer Kollektiv gefunden – und was hat euch zusammengeschweißt?
Entstanden ist Sublime aus der Liebe zur Musik, zur Subkultur und eigene Räume zu gestalten. Aus ersten gemeinsamen Open Airs wurde schnell eine Crew aus DJs, Eventplaner*innen, Künstler*innen und Freund*innen. Was uns verbindet, ist der Wunsch, Veranstaltungen zu schaffen, die sich echt anfühlen und in denen sich alle frei bewegen können.
Gibt es einen bestimmten Moment, der euch als Gruppe geprägt hat?
Anfangs natürlich unsere ersten nächtlichen Open Airs weit draußen in Brandenburg. Strom aus Generatoren, Anlage selbst aufgebaut, Deko aus dem Bauchgefühl heraus – nichts war perfekt, aber alles war echt. Diese Momente haben gezeigt: Es geht auch ohne Bühne, Bookingfees und Türpolitik. Seit dem haben wir uns ständig gewandelt und entwickelt. Unsere Crew ist gewachsen und jedes Projekt nutzen wir als Chance um neues auszuprobieren und wunderbares zu wiederholen.
Was bringt euch auf die Straße beim Zug der Liebe?
Dieses Jahr ist der Zug der Liebe nicht nur Jubiläum, sondern auch Kampfansage gegen soziale Kälte. Wir laufen gemeinsam mit der Diakonie Berlin-Brandenburg, um das Projekt VertrauDichOnline sichtbar zu machen – eine anonyme Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche, die Hilfe brauchen. Gerade jetzt, wo staatliche Kürzungen dieses Angebot bedrohen.
Wofür brennt ihr – und wogegen stellt ihr euch?
Wir brennen für freie, sichere Räume, für Sichtbarkeit marginalisierter Gruppen, für Solidarität. Wir stellen uns gegen eine Stadtpolitik, die Kultur, Care-Arbeit und soziale Angebote an den Rand drückt. Wenn Musik politisch ist, dann ist es unsere.
Was sollte sich in Berlin (oder darüber hinaus) verändern?
Subkultur braucht Platz, und soziale Projekte brauchen Schutz. Die Stadt darf nicht nur für Investorinnen und Touristinnen funktionieren. Wer Berlin ernst meint, muss auch die leisen Stimmen hören – und die, die sonst keiner hört.
Gibt es ein Thema, das sonst kaum eine*r anspricht, euch aber extrem wichtig ist?
Die psychische Gesundheit von jungen Menschen. Kaum jemand redet darüber, wie wichtig Zuhören ist. VertrauDichOnline macht genau das möglich – und zwar kostenlos und anonym. Dass genau das gestrichen werden soll, ist ein Skandal.
Was erwartet uns auf eurem Wagen musikalisch?
Ein Mix aus House, Techno und Jungle. Schnell, roh, verspielt – und mit ganz viel Liebe gemixt. Auflegen werden ausschließlich unsere Residents.
Wer legt auf – und warum genau diese Leute?
Unsere DJs sind Teil des Kollektivs. Sie stehen nicht nur für Sound, sondern auch für Haltung. Das Line-up besteht mindestens zur Hälfte aus FLINTA-Personen. Nicht als Quote, sondern weil es uns wichtig ist, wer unsere Räume prägt. Leider bei weitem noch keine Normalität in unserer Szene.
Gibt’s ein Motto, eine Ästhetik, ein Detail, das euren Wagen besonders macht?
Unser Wagen bringt ein fettes Soundsystem, eine extravagante Lichtshow und viel selbstgebaute Deko mit. Der Look? Nicht glatt, sondern wild. Zwischen Trash und Traum. Eben Sublime.
Was wäre anders, wenn eure Perspektive die Welt bestimmen würde?
Feiern wäre sicher für alle. Subkultur wäre nicht ständig am Existenzlimit. Soziale Angebote würden ausgebaut, nicht gekürzt. Und niemand würde sich dafür schämen müssen, Hilfe zu brauchen.
Welche Botschaft wollt ihr den Leuten am Rand und im Netz mitgeben?
Zuhören rettet Leben. Es ist so einfach und wird doch viel zu oft vergessen. Wenn ein Projekt wie VertrauDichOnline verschwindet, trifft das genau die, die sowieso schon zu leise sind. Das darf nicht passieren.
Wie sieht für euch eine gerechtere Stadtgesellschaft aus?
Eine Stadt, in der Clubs und Jugendhilfe nicht gegeneinander ausgespielt werden. In der Menschen ernst genommen werden, unabhängig von Herkunft, Gender, Status oder Alter. Und in der Hilfe kein Luxus, sondern ein Recht ist.
Wie kann man euch unterstützen – direkt am Tag oder darüber hinaus?
– Feiert mit uns beim Zug der Liebe
– Redet über VertrauDichOnline
Teilt die Petition:
https://www.change.org/p/erhalten-sie-die-nummer-gegen-kummer-für-kinder-und-jugendliche
- -Spendet, wenn ihr könnt
- -Sprecht Politiker*innen an
- -Unterstützt soziale Projekte in eurer Nachbarschaft
- -Kommt zu unseren Events
Was habt ihr bisher gemacht, und was steht als Nächstes an?
Seit 2021 veranstalten wir regelmäßig Open Airs, Clubnächte und kleinere Off-Location-Events in Berlin. Immer mit viel Liebe zur Musik, mit Awareness-Struktur und Fokus auf FLINTA*-Sichtbarkeit. Wir unterstützen regelmäßig politische Demonstrationen, so waren wir letztes Jahr mit unserem Truck nach dem Zug der Liebe mit dabei, um lautstark gegen die Wahlparty der rechtsextremen AfD zu protestieren. Sublime ist außerdem seit der ersten Minute bei der A100 wegbassen Demo dabei.
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