Ein paar Worte zu den Flüchtlingen
Es ist beschämend was gerade passiert. Es ist erfreuend was gerade passiert. Auf der einen Seite steht Pegida, auf der anderen Aktionen wie „Moabit hilft“. Deutschland scheint gespalten, Facebook driftet ab in einen Hort für braunen Mist und die EU sieht aus, als würde sie bald zerbrechen.
Die ZDL Crew stammt selbst aus der ehemaligen DDR. Millionen flohen damals aus dem Osten. Selbst als es den nicht mehr gab. Und spätestens seit dem Mauerfall war keiner mehr ein politischer Flüchtling. Alle hauten in den Westen ab, weil sie sich ein wirtschaftlich besseres Leben erhofften. Es scheint fast so, als gingen jetzt einige der gebliebenen Ostdeutschen aus Trotz auf die Straße, weil sie damals eben nicht rüber machten, und nicht wollen, dass andere diesen Schritt wagen.
Flüchtlingskrise in Europa 2015 das heißt, es flüchten Hunderttausende Menschen, oft unter Lebensgefahr und mithilfe von Schleusern hierher. Sie verlassen ihre Heimatländer, die sie wahrscheinlich sogar mehr mochten, als wir die DDR und wecken Erinnerungen an die Bilder des zweiten Weltkriegs, wo ebenfalls lange Trecks von Menschen vor Krieg und Hunger flohen. Und wir? Wir entblöden uns nicht, diesen Menschen die beklopptesten Vorhaltungen zu machen, alle Ressentiments unserer spießigen alten 80er Jahre Welt hervor zu kramen, und fröhlich vorzuverurteilen. Ganz großes Kino!
Zwischen 2000 und 2013 starben nach Schätzungen des Projekts The Migrants Files, an dem unter anderem die NZZ beteiligt ist, etwa 3840 Flüchtlinge im Mittelmeer. Insgesamt sind etwa 23.000 Flüchtlinge zwischen 2000 und 2013 beim Versuch, Europa zu erreichen, ertrunken, verhungert, verdurstet, an Kälte oder Unterkühlung gestorben, in LKWs erstickt oder wurden beim Überqueren von Minenfeldern getötet. Aktuell ist von etwa 30.000 Toten seit 2000 die Rede. 2015 sind nach Berichten der Internationalen Organisation für Migration (IOM) mit 1750 Toten bis April bereits 30 Mal mehr Flüchtlinge im Mittelmeer ertrunken als im Vorjahreszeitraum.
Wer angesichts solcher Zahlen noch in irgendeiner Weise das Maul aufreißt, hat einfach nur eine Backpfeife verdient. Also legt eure Vorurteile ab, und helft einfach. Spendet, geht mal in Flüchtlingsheime… tut einfach was. Jede einzelne dieser Handlungen wird eine Resonanz haben, eine Resonanz, die sich vielleicht erst in 20 Jahren bemerkbar macht, wenn dann ein Neunjähriger in der Schule erzählt, wie seine Eltern hier aufgenommen worden sind, wie dankbar sie bis heute sind, und das wir gutes Volk sind.