How to Zug – Der Guide für deinen ersten ZDL
Du warst noch nie beim Zug der Liebe? Kein Problem. Lies das hier. Dann weißt du, worauf du dich einlässt.
Der Zug der Liebe ist keine Parade. Es ist auch kein Festival auf Rädern. Es ist eine politische Demonstration mit Musik und das ist ein Unterschied. Wer nur auf den Bass schielt, verpasst den Kern. Ist die Demo weniger relevant, wenn 5 dB fehlen? Wer meint, dass Techno unpolitisch sei, sollte erstmal klären, warum überhaupt getanzt wird und wer nicht mittanzen kann, weil er oder sie dafür keinen sicheren Raum hat. Und uns auch bitte nicht unsere Demo erklären wollen.
Der ZDL ist laut, kollektiv, queer, solidarisch, unbequem, hoffnungsvoll, widersprüchlich und nie perfekt. Aber er hat Haltung. Und er hat Gründe. Hier ist, was du wissen solltest, bevor du einfach „mal mitläufst“.
Was du mitbringen solltest:
- Wasser – wir haben auch Wasserkanister auf den Wagen und das Awaness Team hilft dir auch weiter aber sich selbst eine Plastikflasche mitnehmen sollte ebenfalls möglich sein. (Plastik statt Glas, ja wirklich aus diversen Gründen, siehe stabile Schuhe.)
- Snacks – wir bewegen uns zw. 8 bis 11 Kilometer durch die Stadt. Klar, es gibt Spätis auf der Route, aber auf die Idee kommen auch andere und lange Schlangen bedeuten viel Wartezeit.
- Sonnencreme – Du willst keinen Hitzschlag (wir auch nicht) und sicher auch nicht wie Eugene H. Krabs aussehen. Lass dich gern von Mutti vorher eincremen, aber komm bitte mit Sonnenschutzschicht.
- Powerbank – Das Phänomen der Nichtexistenz des Geschehenen ohne Foto/Video Beweis macht dir fix den Akku leer und danach geht es ja direkt ins Ritter Butzke, also nimm dir Taschenstrom mit.
- Stabile Schuhe – Flasche fällt auf Fuß. Teilnehmer latscht auf Fuß. Scherbe dringt durch Fuß. Bordsteinkante küsst Fuß. Wer in Flip Flops kommt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren. Und hasst seine Füße.
- Respekt – Die Grundvoraussetzung. Wenn du hier eine Erklärung brauchst, warum das wichtig ist, bist auf der Demo falsch.
Kein Alkohol auf dem Lauti – und am besten auch nicht im Hirn. Du bist nicht auf einem Dayrave. Du bist auf einer Demo, auf der Menschen reden, plakatieren, kämpfen, erinnern und feiern. Das geht zusammen, aber nicht alles ist dafür gedacht, dass du ein geiles Selfie machst.
Was du nicht brauchst: Nationalflaggen. Parteilogos. Konfetti-Kanonen. Wenn du dich präsentieren willst, dann frag vorher, ob dein Auftritt jemandem in die Parade fährt, der nicht die Mittel hat, sich so sichtbar zu machen wie du. Ebenfalls verboten sind jegliche Banner, die nicht zum Leitbild des Zug der Liebe und der teilnehmenden Vereine passen, oder die, im Kontext des barbarischen Angriffs der Hamas, einseitig antiisraelische Positionen vertreten.
Der Zug der Liebe ist bunt, aber nicht beliebig. Es gibt klare Regeln. Keine rechten Symbole. Kein Antisemitismus. Keine verschwörungsideologischen Banner. Wer das nicht einsehen will, darf gerne zuhause seinen Aluhut polieren. Diese Demo ist nicht für alle. Sie ist für die, die was verändern wollen und nicht für die, die am Status quo festkleben, weil er ihnen passt.
Und ja, du darfst einfach kommen. Du musst dich nicht vorher anmelden. Du musst keine Choreo kennen. Du musst keine Szeneuniform tragen. Es gibt auch keine Tickets zu kaufen. (Ja, diese Frage taucht wirklich immer wieder auf…) Aber wenn du dabei bist, dann sei dabei mit echtem Interesse, mit offenen Augen, mit einem Ohr für die Reden und einem Blick für die Leute um dich herum. Applaus bei den Reden ist Wertschätzung. Und gern gesehen.
Der ZDL ist kein kostenloses Open Air mit besserem Image. Es ist ein Tag, an dem Politik, Körper, Musik und Öffentlichkeit miteinander kollidieren. Auf eine Weise, die manchmal chaotisch, manchmal pathetisch, manchmal wunderschön ist. Und immer real.
Lauf mit, wenn du willst. Tanz, wenn du kannst. Hör zu, wenn andere sprechen. Und sag was, wenn du was zu sagen hast. Aber vor allem: Sei kein Passagier. Sondern Teil vom Zug.
Denn der fährt nicht im Kreis. Der fährt Richtung Veränderung.